Zuhören kommt vor Sprechen
Warum ist Zuhören so wichtig und dies vor allem in agilen Arbeitswelten?
Agiles Arbeiten ist eine neue Herausforderung. Große und kleine Firmen wollen ihre Arbeitswelten verändern. Agiles Arbeiten soll umgesetzt werden. Es verspricht Verbesserung. Statt um Command & Control geht es nun ums Experimentieren, Beobachten und Lernen. So beschreibt es Wolfgang Jennewein im Harvard Business Manager 2019/1.
„Die wichtigsten Kompetenzen von Managern in agilen Teams sind inspirieren, strukturieren und moderieren. Das ist nicht unbedingt das, was in der klassischen Hierarchie gefragt ist.“
http://www.harvardbusinessmanager.de/heft/artikel/a-1244344.html
Jennewein beschreibt es so: „Auf der einen Seite steht ein weiblicher oder männlicher General, der die Pläne steuert und dafür sorgt, dass die Truppen zur richtigen Zeit das Richtige tun. Das war lange Jahrzehnte die effizienteste Form von Führung. Nun gibt es aber jeden Tag eine Innovation, eine neue Möglichkeit, und man muss versuchen, diese Effekte zu nutzen. Und so stehen auf der anderen Seite nun Tarzan und Jane, die zwar ein Ziel haben – sie wollen durch den Dschungel -, aber sie haben keinen Plan für den Prozess. Sie schwingen sich nur mit Körperspannung und Agilität von Liane zu Liane und hoffen, dass wieder die nächste Liane kommt. Wenn nicht, machen sie einen Stopp und reflektieren, was bis jetzt gut oder schlecht gelaufen ist, bis sie sich auf die nächste Episode einlassen. Das ist die Haltung, die es jetzt braucht…“
Stopp und reflektieren…
Reflektieren bedeutet, dass Mitarbeiter ihren Blick auf eine Situation abgleichen mit dem Blick des Kollegen auf die selbe Situation. Abgleichen erfordert Zuhören. Wirkliches Zuhören, um den anderen zu verstehen. Jedoch kann Zuhören sehr unterschiedliche Ausprägungen haben. Wir sind uns oft gar nicht bewusst, dass wir trotz hören nicht wirklich zuhören.
Zuhören, um selbst zu gewinnen.
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- Zuhören, um den richtigen Zeitpunkt für das eigene Sprechen zu finden. Ein Verstehen des anderen wird nur vorgegeben, „Ja ich verstehe dich, aber…“ um schnell die eigene Sicht darzulegen. Das Gewinnen (siehe General) steht im Zentrum. Die eigene Sicht der Dinge soll durchgesetzt werden.
- Zuhören, um gemeinsame Fakten abzugleichen und schnell auf den Widerspruch zur eigenen Position zu verweisen. Zuhören, um den Standpunkt des anderen zu widerlegen und zu widersprechen. Auch hier geht es um das Durchsetzen des eigenen Standpunktes, denn nicht die gemeinsamen Fakten zählen, um daran weiter zu arbeiten, sondern die Widersprüche zur eigenen Haltung müssen thematisiert werden. Der eigene Ansatz soll sich durchsetzen.
Zuhören, um den anderen zu verstehen.
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- Zuhören, um die Welt des anderen zu verstehen: Empathisches Zuhören hatte schon Carl Rogers (Klientenzentrierte Psychotherapie) im letzten Jahrhundert propagiert. Einfühlsames Verstehen der Welt (und der Probleme) aus der Sicht des Gesprächspartners. Empathisches Verbalisieren dessen, was man im Zuhören verstanden hat. Kurz es geht darum, dem anderen zuzuhören, um zu verstehen, was ihn mental und emotional bewegt. Tarzan kann die Sichtweise von Jane mental und emotional nachvollziehen. Er sieht in diesem neuen Weg eine Chance für beide. Es geht nicht mehr um die Durchsetzung des eigenen Standpunktes.
- Zuhören, um im Dialog herauszufinden, was beide Gesprächspartner antreibt, das zu tun, was sie tun: Rogers ging noch einen Schritt weiter. Er wollte nicht nur empathisches Zuhören, sondern auch kongruentes Zuhören. Die Echtheit der Gesprächspartner im einander Zuhören steht nun im Zentrum. Jetzt geht es um das Offen-Sein für beide Sichtweisen im Dialog. Was ist die Grundlage für Janes Ablehnung des anderen Weges, was treibt Tarzan an, nur seinen Weg zu sehen? Hier sprechen wir nun von kongruentem Verhalten oder kongruenter Kommunikation.
Kongruente Kommunikation erleichtert das Zuhören.
Kommunikation ist dann kongruent, wenn Inhalt und Intention zusammenpassen. Wenn „ja ich verstehe dich“ nicht heißt „ja ich warte, bis ich dir das Gegenteil beweisen kann“.
Inkongruenz kann man vor allem im paraverbalen und nonverbalen Teil der Kommunikation aufdecken.
Stimmklang und Sprechausdruck verraten viel über die inneren Beweggründe, auch wenn die Wortwahl unverdächtig erscheint. So kann die Wortwahl sehr freundlich sein, aber der Stimmklang verrät einen andere innere Einstellung. Der Sprecher sagt „Herzlich Willkommen!“, aber die verschränkten Arme des Sprechers lassen auf der Seite der Körpersprache kein Willkommen erkennen. Der geübte Zuhörer erkennt den Widerspruch zwischen den paraverbalen (Stimme, Sprechen), den nonverbalen (Körpersprache) und den verbalen (Inhalt, Wortwahl) Signalen und ist bei „ja ich verstehe dich“ auf der Hut, denn es klingt nach „ich beweise dir gleich das Gegenteil“
Am besten lässt der Sprecher den Zuhörer jetzt gar nicht zu Wort kommen und spricht einfach weiter, denn das Gegenteil will er nicht bewiesen bekommen. Er hat das falsche Signal erkannt und will seinen Standpunkt durchsetzen. Der Kampf geht weiter. „Reden ohne Punkt und Komma“ nur damit der Zuhörer nicht das Wort und damit die Redehoheit ergreift. Diese Teamdiskussion dauert noch lange.
Das Lesen der Signale des Zuhörer muss geübt sein. Kongruente und inkongruente Signale müssen aufgedeckt werden. Echte Signale sollten herausgefiltert werden.
Echtes Zuhören und echte Aussagen würden uns helfen in Teamsitzungen nicht Stunde um Stunde auf Stufe 1 und 2 des Zuhörens zu verbringen.
Zuhören auf Stufe 3 und 4 sollte trainiert werden, dann sparen wir alle Zeit in Meetings und schwingen beschwingt wie Tarzan und Jane durch den Dschungel der agilen Arbeitswelten.
Wenn Sie mehr über den Partnerbezug und das Zuhören erfahren wollen, dann lassen Sie sich von uns beraten. In einem SPC Coaching geht es weniger um schönes Sprechen, sondern um echte und effektive Kommunikation. Und Teamkommunikation ist eine der schwierigsten Formen davon. Hier setzt ein SPC-Coaching der Partnerorientierung an!
Haben wir Sie neugierig gemacht? Melden Sie sich doch mal bei uns.